Diese beiden jungen Frauen können noch ins Finale kommen. Janina (li.) und Carolin (re.) standen am Donnerstag um 22.10Uhr genau so vor Heidi Klum und ein Großteil der werberelevanten Zielgruppe sah ihnen zu. "Im Finale stehen wird..." begann Heide den Satz, um die dritte und letzte Kandidatin für das Finale in 14 Tagen bekannt zu geben, doch dann brach alles ab. Der Off-Sprecher machte weiter: "...sehen Sie nächste Woche!"
Wie bitte???? Erst wird das Publikum damit konfrontiert, dass ausgerechnet die beiden Mädchen ins Finale kommen (Christina und Jennifer), denen seit der ersten Sendung vorgehalten wird, dass sie a) zu schüchtern oder b) zu unauffällig sind. Genau so ist es ihnen kurz zuvor auch noch noch mal von der Jury bestätigt worden. Im Finale sind als zwei, von denen der geneigte Zuschauer immer den Eindruck hatte, dass sie eigentlich viel zu unreif für diesen Modeljob wären. Und was ist denn das für eine Hinterlist nicht bekannt zu geben, wer im Finale sein wird?
Damit werden die Leute gezwungen die nächste Folge zu sehen, in der zufällig auch das Männer-Casting stattfinden wird, bei dem getestet wird, ob genug Potenzial in der Zielgruppe vorhanden ist, um eine Männer-Staffel zu machen. Aber wo bitte bleibt denn der Sinn einer Castig-Show? Die Sinnhaftigkeit dieser Sendungen verlangt es doch, dass pro Woche Leute die Show verlassen müssen, um sich die Augen vor der Kamera auszuweinen, um danach wieder ein normales Leben als Jeans-Verkäufering oder Schülerin zu leben. Ist das alte Casting-Show Prinzip überholt?
Gerade hat die 5. Staffel von Deutschland sucht den Superstar (DSDS) ihr Finale gehabt. In den nachträglich veröffentlichten Votings aller Sendungen wurde deutlich, dass der Sieger Thomas Godoj
jede der Mottoshows mit einem Abstand von bis zu 72% gewonnen hatte. Demnach hatte keiner der anderen Kandidaten jemals eine reele Chance zu gewinnen. Wo ist da also der Spannungsfaktor, wenn doch eh nur einer von Anfang an klar feststeht.
Im Frühjahr hat das ZDF mit Thomas Gottschalk als Zugpferd eine Castingshows für Musicalstars ausgestrahlt. Gottschalk hat sich in diesem Zusammenhang so aufgeführt, als wäre eine Casting-Show in den öffentlich-rechtlichen Programmen die Neu- erfindung aller Casting-Shows. Das Finale war langweilig und pathetisch. Am Ende erschienen jeweils die Gesichter des männlichen und des weiblichen Gewinners auf einer Leinwand. Ganz ohne Musik oder Spannungsmomente. "plop" und der Gewinner stand fest. Hier hatte sich aber gezeigt, dass das Publikum ganz andere Wege geht als die Jury (mit u.a. Katja Ebstein). Den beiden Gewinnern ist vorher ganz klar attestiert worden, dass keiner von Ihnen das Zeug zum Musical-Star hat. Und viel schlimmer es fielen Sätze wie "Als Musical-Sänger wird man eh nicht zum Star." Hat sich damit die Sendung nicht selbst disqualifiziert?
Auch vor dem Arbeitsmarkt für Ausbildungsberufe macht dieses Format keinen Halt. Auf ProSieben läuft "Deine Chance. Drei Bewerber. Ein Job." Dabei stellen sich drei junge Menschen zur Verfügung, um zuvor von ProSieben ein MakeOver und neue Kleidung gesponsert zu bekommen, damit einer von ihnen einen lange gewünschten, aber nie erhaltenen Ausbildungsplatz zu bekommen. Es stellt sich doch die Frage, warum diese Menschen, die da gezeigt werden, vorher keine Ausbildungsstelle bekamen??? Kaum steht die Kamera mit in der Großküche oder im Friseursalon geht's plötzlich doch.
Man kann allen Gewinnern nur wünschen, dass sie am Ende des Tages zufrieden mit dem sind, was sie gewonnen haben. Egal ob einen überstressigen Modelvertrag oder eine Ausbildung in einer Gärtnerei.